Erstes Urteil im KI-Recht

Erstes Urteil im KI-Recht – Was das LG Hamburg für die Zukunft von Machine Learning bedeutett

Von gabor partners //
Einführung ins Thema IT-Recht und Künstliche Intelligenz

Das IT-Recht ist ein schnelllebiger Bereich, der immer stärker in den Fokus rückt, insbesondere durch die rasanten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Ein fundamentales Anwendungsfeld der KI ist das sogenannte Machine Learning. Durch diese Technologie wird es Systemen wie ChatGPT (für Texte) oder Stability AI (für Bilder) ermöglicht, aus großen Datenmengen zu lernen und komplexe Aufgaben zu erfüllen. Doch wo genau liegen die rechtlichen Grenzen? Diese Frage rückt zunehmend in den Mittelpunkt, insbesondere im Zusammenhang mit urheberrechtlich geschützten Inhalten, die von solchen KI-Systemen verwendet werden. 

Am 01.10.2024 hat das Landgericht Hamburg eine wegweisende Entscheidung in einem Verfahren getroffen, das zentrale Aspekte der Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken durch KI behandelt. In diesem Blogartikel beleuchten wir das erste Urteil im KI-Recht in Deutschland und die daraus resultierenden Vor- und Nachteile für die verschiedenen Akteure.

Das Urteil im Überblick: LG Hamburg Urteil vom 27.09.2024 – 310 O 227/23

Das Verfahren, das am Landgericht Hamburg verhandelt wurde, drehte sich um die Frage, ob das sogenannte Text- und Data-Mining (TDM) durch KI-Systeme wie Stability AI rechtlich zulässig ist. Ein Stock-Fotograf hatte am 27. April 2023 Klage gegen einen Verband eingereicht, da er seine Urheberrechte durch die Nutzung seines Bildmaterials für das Training von KI verletzt sah.

In erster Instanz entschied das Landgericht Hamburg jedoch zugunsten des Beklagten. Das Gericht stellte fest, dass die Nutzung des Bildes durch Laion, eine Organisation, die KI-Systeme mit großen Datenmengen versorgt, durch die Text- und Data-Mining-Schranke des § 60d UrhG gerechtfertigt ist. Diese Regelung erlaubt es, urheberrechtlich geschützte Werke für wissenschaftliche Zwecke, insbesondere für das Text- und Data-Mining, zu nutzen, ohne dass es zu einer Verletzung des Urheberrechts kommt.

Vorteile des Urteils: Chancen für Innovation und Forschung
  1. Förderung von Innovationen und technologischem Fortschritt: Das Urteil bietet eine rechtliche Grundlage, auf der KI-Systeme weiterhin auf große Mengen von Daten zugreifen und daraus lernen können. Dies fördert den technologischen Fortschritt und ermöglicht innovative Anwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz, die auf Machine Learning basieren.
  2. Rechtssicherheit für Entwickler und Forscher:: Für Entwickler und Forscher im Bereich KI schafft das Urteil eine dringend benötigte Klarheit. Sie können sicherer sein, dass die Nutzung von urheberrechtlich geschützten Werken für wissenschaftliche Zwecke, wie es im Rahmen des Text- und Data-Minings geschieht, durch die Schrankenregelungen des Urheberrechts gedeckt ist.
  3. Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung: Da das Urteil explizit auf die wissenschaftliche Nutzung abzielt, profitieren vor allem Forschungseinrichtungen. KI-Entwickler können große Datensätze analysieren, um Muster zu erkennen, die für verschiedene wissenschaftliche Disziplinen von unschätzbarem Wert sind, ohne auf der Grundlage des zitierten Urteils dabei gegen das Urheberrecht zu verstoßen.
Nachteile des Urteils: Auswirkungen auf Urheber und Lizenzierungsmodelle
  1. Schutz der Urheberrechte könnte verwässert werden: Urheber, insbesondere aus dem kreativen Bereich wie Fotografen und Künstler, sehen ihre Rechte möglicherweise durch das Urteil gefährdet. Sie könnten neue Schwierigkeiten haben, den Wert ihrer Werke zu schützen, wenn diese ohne Lizenzvereinbarung für Text- und Data-Mining genutzt werden.
  2. Unsicherheit für Content-Produzenten: Das Urteil mag zwar für die Forschung Vorteile bringen, sorgt aber gleichzeitig für Unsicherheit bei kreativen Content-Produzenten, die befürchten, dass ihre Werke von KI-Systemen genutzt werden, ohne dass sie dafür entlohnt werden. Insbesondere Fotografen und andere visuelle Künstler könnten Einnahmeverluste erleiden, wenn ihre Werke ohne ihr Wissen in KI-Systemen verwendet werden.
  3. Potenzielle Einschränkungen für kommerzielle Anwendungen: Obwohl das Urteil die Nutzung für wissenschaftliche Zwecke erlaubt, bleibt unklar, inwieweit diese Daten später in kommerziellen Anwendungen genutzt werden dürfen. Hier besteht das Risiko, dass Unternehmen die Grenzen zwischen wissenschaftlicher Nutzung und kommerziellen Interessen verwischen.
Fazit: Erstes Urteil im KI-Recht – Ein Meilenstein mit offenen Fragen

Das erste Urteil im KI-Recht in Deutschland ist ein Schritt in der rechtlichen Klärung des Umgangs mit KI und urheberrechtlich geschützten Inhalten. Während das Urteil Entwicklern und Forschern neue Möglichkeiten eröffnet, bleibt die Frage offen, wie Urheber langfristig geschützt werden können. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen technologischer Innovation und dem Schutz geistigen Eigentums zu finden.

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